Materialien zum Nationalsozialismus
Vermögensentzug, Rückstellung und Entschädigung in Österreich

Lehmann / Wiener Adressbuch – Lehmanns Wohnungsanzeiger [1859–1942]

Das Wiener Adressbuch, nach seinem Herausgeber und Verleger kurz "Lehmann" genannt, ist nicht nur ein alphabetisches Verzeichnis der in Wien lebenden Personen und hier angesiedelten protokollierten Firmen mit ihren jeweiligen Adressen, sondern erlaubt für bestimmte Jahre, so etwa für 1938, auch die umgekehrte Suche, sodass man feststellen kann, wer an einer bestimmten Adresse gewohnt hat. Das Verzeichnis ist zur Gänze online verfügbar.

Ein Wiener Adressenverzeichnis existiert durchgehend seit 1859, anfangs unter dem Namen "Handels- und Gewerbe-Adressenbuch zugleich allgemeiner Wohnungsanzeiger für die k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und die angränzenden Ortschaften". Anfangs war der Herausgeber Heinrich, ab 1864 dann Lehmann. Unter dem Kürzel "Lehmann" wurde das Verzeichnis bekannt. Seit 1925 erfasste das Adressenverzeichnis – nun unter dem Titel "Wiener Adressbuch – Lehmanns Wohnungsanzeiger" – erstmals die Bewohnerinnen und Bewohner Wiens nicht nur alphabetisch, sondern auch nach ihren Wohnadressen. Zwischen 1927 und 1931 sowie im Jahr 1937 erschien das Adressbuch allerdings ohne Angabe von Gründen ohne diesen Teil. Der "Lehmann" wurde in der NS-Zeit bis 1942 weitergeführt.

Das Personenverzeichnis führt zu jeder Person die Adresse und den Beruf an und enthält gegebenenfalls den Hinweis auf einen Telefonanschluss. Auf die gleiche Weise kann man protokollierte Firmen, Behörden und in den Bänden, die nach 1938 erschienen sind, auch die Gliederungen der NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei nachschlagen. Das Adressenverzeichnis (auch "Häuserverzeichnis" genannt) enthält für jede Wiener Adresse die grundbücherliche EinlagezahlDie Einlagezahl (EZ) ist jene Angabe im Grundbuch, mit der jede Liegenschaft eindeutig bezeichnet ist., den Eigentümer der LiegenschaftEine Liegenschaft kann aus mehreren Grundstücken bestehen, sie kann bebaut oder unbebaut sein, sie ist im Grundbuch unter einer Einlagezahl verzeichnet., alle Wohnungs(haupt)mieter mit Namen und Berufsbezeichnungen sowie eingemietete Geschäfte. In einzelnen Jahrgängen (etwa 1934, 1935, 1936) sind Personen, die selbstständig berufstätig waren, im Verzeichnis durch verschiedene – das jeweilige Gewerbe symbolisierende – Bildzeichen besonders gekennzeichnet. Allerdings verrät das Verzeichnis nicht, ob in diesen Fällen das Gewerbe an der Wohnadresse ausgeübt wurde oder anderswo. Die Schreibweise der Namen und die konkrete Ausformulierung der Berufe variieren von Ausgabe zu Ausgabe beträchtlich. Wenn es ein männliches Familienoberhaupt gab, ist der Mann eingetragen. Frauen werden nur dann eigens angeführt, wenn sie entweder allein (oder eventuell mit anderen Frauen) in einer Wohnung lebten oder wenn sie selbst berufstätig waren – sei es als Arbeiterinnen, als Angestellte oder weil sie ein selbstständiges Gewerbe ausübten. Identifizierbar sind Frauen im Adressenverzeichnis entweder durch die weibliche Form der Berufsbezeichnung oder durch den ausgeschriebenen Vornamen. Bei Männern sind Vornamen praktisch ausnahmslos abgekürzt. Auch wenn von einer Vollständigkeit der Angaben nicht ausgegangen werden kann, bildet der "Lehmann" eine unschätzbare Quelle für Personenrecherchen.

Kann hier benützt werden:

Bibliothek der Wirtschaftskammer Österreich und Wirtschaftskammer Wien
1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63, http://portal.wko.at/wk/startseite_dst.wk?dstid=217&dstname=Bibliothek
Der Jahrgang 1941 fehlt. Das Verzeichnis gehört zum Bestand der Bibliothek der Wirtschaftskammer Wien, die im September 2012 mit der Bibliothek der Wirtschaftskammer Österreich zusammengelegt wurde. Die Bände der ehemaligen Bibliothek der Wirtschaftskammer Wien (Web-Katalog bis 1992: http://wkw.dilib.info/) müssen von ihrem ursprünglichen Standort am Stubenring angefordert werden und stehen nach einem Tag zur Einsicht zur Verfügung.
Wienbibliothek im Rathaus
1082 Wien, Rathaus Stg. 6, http://www.wienbibliothek.at/
Die Bände bis zum Jahrgang 1942 sind nur auf Mikrofiche benutzbar.
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
1110 Wien, Guglgasse 14/V/Top 508, Eingang: Gasometer D (Zugang über Gasometer A), http://www.wien.gv.at/kultur/archiv/
Die Bände sind nur auf Mikrofilm benutzbar.
Wienbibliothek digital
https://www.digital.wienbibliothek.at/nav/classification/2609
Hier ist der gesamte "Lehmann" in digitalisierter Form online verfügbar.